Schamanin Aayla
Die Auserwählte der Geister
„Schenkt allen Gutes und tut es sofort, hier und jetzt. Wartet nicht auf den perfekten Moment. Vielleicht rettet gerade eure Hilfe jemandem das Leben. Vergesst nicht, dass sich alles im Leben lösen lässt – dafür gibt es Schamanen.“ Aayla
Die Zukunft der Schamanin Aayla war bereits vorbestimmt, noch bevor sie auf die Erde kam. Als Tochter einer alten Ahnenlinie der Schamanen wählte ihre Mutter den Vater ihrer Kinder aus einer nicht minder mächtigen Ahnenlinie spiritueller Prediger und Heiler. Eines Tages traf Aaylas zukünftige Mutter zufällig auf eine Zigeunerin, die sie plötzlich eindringlich ansah und mit einem geheimnisvollen Lächeln verkündete:
„Du wirst dein Erstgeborenes zur Welt bringen, dessen Schicksal Gott gewidmet sein wird.“
Die Frau war sehr erfreut über diese Prophezeiung. Sie hatte lange von einem besonderen Kind geträumt und innig zu Gott gebetet, sich dabei lebhaft die Erfüllung dieses Traums vorgestellt und den Weg der Träume zu ihrem Ziel geebnet. Sie erwartete einen Sohn. Doch als Erstes wurde eine Tochter geboren.
Schon ab ihrer Geburt begannen in Aaylas Leben erstaunliche mystische Ereignisse. Sie spürte die Manifestation der schamanischen Gabe, konnte diese als Kind jedoch nicht richtig erklären.
Aaylas Kindheit verbrachte sie in einem kleinen Dorf mit dem ungewöhnlichen Namen Krasawiza, gelegen im Fernen Osten. Ihre erste schamanische Erfahrung machte Aayla bereits als kleines, lebhaftes Mädchen mit zwei Zöpfen und einem schelmischen Blick.
Es war ein frostiger Wintertag, und die Eltern hatten das Mädchen warm angezogen, um es im Hof des Dorfhauses spielen zu lassen. Doch die zukünftige Schamanin wurde unwiderstehlich in die Taiga gezogen. Ohne das volle Ausmaß der Gefahr dieser Wanderung zu verstehen, ging sie um das Haus herum und folgte ihrer Intuition in den Wald, über den weiß knirschenden Schnee. Die Sonnenstrahlen ließen ihn funkeln wie eine Ansammlung von Edelsteinen.
Schritt für Schritt ging sie einen schmalen Pfad entlang, bis sie auf einer großen Lichtung ankam. Als sie in den Himmel blickte, sah sie die schneebedeckten Stämme der Kiefern, die sich sanft in der Höhe wiegten. Um sie herum herrschte eine klingende Stille, nur unterbrochen vom gedämpften Rascheln der großen Taigabäume.
Plötzlich huschte ganz in der Nähe ein gesprenkeltes Fell vorbei, und auf die Lichtung trat ein riesiger Schneeleopard, der auf das Mädchen zuging. Es war ein starkes, unglaublich schönes Wildtier. Sein schwarz-weißes, dichtes Fell glänzte in der Sonne.
Der Schneeleopard näherte sich Aayla und schaute ihr in die Augen. Das Mädchen hatte keine Zeit, sich zu fürchten. In ihr war keine Angst – nur Neugierde und das innere Gefühl, dass etwas sehr Wichtiges geschieht. Sie sahen sich an und traten in eine Art telepathischen Kontakt.
Aayla spürte, dass der Schneeleopard ihr nichts Böses wollte, im Gegenteil – er wollte sie beschützen, ihr seinen Segen geben. Er erkannte die innere schamanische Kraft dieses kleinen, zerbrechlichen Mädchens.
Nachdem sie eine Weile so dagestanden hatten, streckte der Leopard seine massive Schnauze zu seinem Gast aus und begann sanft zu schnurren, wie eine Hauskatze. Aayla lächelte, zog ihren Handschuh aus und fuhr mit den Fingern durch das Fell des Tieres. Es war sehr weich und flauschig.
Als Aaylas Eltern sie im Wald fanden, war der Schneeleopard bereits verschwunden, und das einzige Zeugnis der Begegnung mit dem wilden Tier waren die Spuren des Leoparden im weißen Schnee.
Aayla erinnerte sich an dieses Treffen für ihr ganzes Leben.
Später erfuhr sie, dass sie seitdem unter dem Schutz der Katzenfamilie steht. Der Schneeleopard hatte seine Kraft mit ihr geteilt, und in schwierigen Situationen stimmt sich die Schamanin auf diese Kraft ein. Das hilft ihr, Hindernisse zu überwinden und Menschen zu helfen. Ihre Liebe zu Katzen bewahrt die Schamanin ihr Leben lang, und der Luchs wurde zu ihrem Totemtier.
Die Begegnung mit dem Schneeleoparden war nicht das einzige mystische Ereignis in der Kindheit der zukünftigen Schamanin. Als das Mädchen etwa sechs Jahre alt war, ereignete sich eine weitere erstaunliche Geschichte.
Es war ein heißer, aber bewölkter Sommertag, und die gesamte Natur atmete die Vorahnung eines nahenden Gewitters. Durch die weit geöffneten Fenster drang schwere, von Feuchtigkeit geschwängerte Luft ins Haus. Als der erste Donner grollte, saß Aayla mit ihrer Mutter und ihrem Bruder beim Mittagessen in der Küche. Das Mädchen hatte nie Angst vor Gewittern – im Gegenteil, sie fand es faszinierend, die tobende Natur zu beobachten, denn sie fühlte immer eine gewisse Anziehungskraft darin.
Aber was dann geschah, ließ sie vor Staunen auf der Stelle erstarren. Ein blitzender Ball aus Energie flog durch das offene Fenster – eine Kugelblitz. Alle im Haus erstarrten ebenfalls und wagten kaum, sich zu bewegen oder zu atmen.
Der Blitz schwebte in der Mitte des Raums direkt über dem Tisch. Von ihm gingen Hitze und eine unbändige Feuerenergie aus – aufwühlend und wild. Der Ball summte und zitterte, schwankte leicht von einer Seite zur anderen. Es war eine gefährliche, ungezähmte Kraft, die in einem Augenblick alles zerstören und einen Menschen verbrennen konnte. Eine falsche Bewegung – und die Konsequenzen wären verheerend gewesen.
Aayla verstand das damals bereits, konnte ihren Blick jedoch nicht von dem Ball abwenden, ihre Augen weit aufgerissen vor Faszination. Plötzlich verspürte sie das Gefühl, dass ein Teil dieses Feuers nun in ihr lebte. Sie spürte es deutlich in sich, ohne zu wissen, dass sie gerade die Gabe des Feuerelements empfangen hatte.
Kurz darauf begann der Blitz erneut zu summen, verbreitete elektrische Funken und bewegte sich wieder zurück in Richtung Fenster.
Später erkannte Aayla, dass die Natur sie mit einer explosiven Feuerkraft beschenkt hatte. Seitdem war ihr Leben voller intensiver Emotionen, und die mächtige Kraft des Feuers begann sie schließlich zu nutzen, um Menschen zu helfen. Doch damals stand ihr der Weg ihrer Bestimmung noch bevor.
In Aaylas Ahnenlinie gab es zwölf schamanische Generationen, doch die Weitergabe der Kraft der Ahnen wurde in der Zeit der sowjetischen Herrschaft unterbrochen, als der Schamanismus mit der Todesstrafe geahndet wurde. Zwei ihrer Vorfahren ereilte zu Beginn des letzten Jahrhunderts dieses schwere Schicksal, woraufhin ihre Ururgroßmutter schwieg und das Wissen um die schamanischen Fähigkeiten nicht an ihre Tochter weitergab. Diese wiederum konnte es nicht an ihre Tochter – Aaylas Mutter – weitergeben.
Trotzdem war die schamanische Gabe von Aayla seit ihrer frühen Kindheit spürbar, und sie erlangte das Wissen schließlich, als sie bereits eine junge, schöne und lebendige, neugierige Frau war.
Eines Tages machte sich Aayla auf den Weg zu ihrer Tante in eine Bergsiedlung. Am zweiten Tag ihres Aufenthalts klopften plötzlich fremde Reisende an das Gartentor. Sie wandten sich respektvoll an die Tante, in der immer eine Art magische Kraft zu spüren war, die Menschen faszinierte, und sagten, dass sie ihre Besucherin sprechen müssten.
Als Aayla zu ihnen hinausging, sahen sie sie aufmerksam an und begannen hastig zu bitten: „Man erwartet dich in unserem Dorf. Bitte komm schnell mit uns.“
Aayla war überrascht und dachte: „Interessant, wer könnte mich erwarten, wenn ich hier niemanden kenne?“
Doch sie konnte diesen Menschen die Bitte nicht abschlagen. Verwundert und von Neugierde getrieben, folgte sie den Boten. Sie gingen lange durch die Berge, die von Wäldern und dichtem Gras bedeckt waren.
Auf einem der Gipfel stand eine einsame Hütte. Oben angekommen, traten die Gefährten ein. Sie gingen durch einen dunklen Vorraum, der stark nach Heilkräutern roch, und betraten einen Raum. In der Mitte des Raums befand sich eine Feuerstelle, von der der Rauch zum Dach hin aufstieg und durch eine spezielle Öffnung entwich.
Es herrschte Halbdunkel, und Aayla konnte kaum die Gestalt erkennen, die auf einer Matte bei der Feuerstelle lag. Als sie näher kam, sah sie das ausgemergelte, von Haut umspannte, aber dennoch überraschend schöne Gesicht einer Frau.
„Das ist die mächtigste Schamanin der gesamten Umgebung“, erklärte einer der Begleiter leise. „Es ist ihre Zeit, in die Welt der Träume zu gehen, und sie hat auf den Empfänger ihrer Kraft gewartet, der sie heute auf ihre weite Reise begleitet.“
Aayla schaute sich um, suchte mit den Augen nach diesem Empfänger und versuchte zu verstehen, warum sie hierher gebracht worden war.
Die alte Schamanin öffnete die Augen, und in ihnen loderte ein Feuer auf, das Aayla mit Hitze umgab und wie ein Stromschlag durch ihren Körper jagte, sodass sie erzitterte. Dann streckte die sterbende Frau ihre trockene, aber immer noch erstaunlich schöne Hand nach Aayla aus. Wie hypnotisiert näherte sich das Mädchen, kniete sich nieder und legte ihre Hände in die der Schamanin.
Plötzlich fühlte sie einen scharfen Klick in ihrem Kopf. Zuerst verschwamm alles vor ihren Augen, dann schien es, als würde plötzlich ein Licht angehen, und Aayla hörte die Stimme der Schamanin. Sie blickte überrascht auf die Frau, sah aber, dass ihre Lippen nicht bewegten. Die Stimme klang in ihrem Inneren, melodisch und tief, und Aayla kam es vor, als sei dieser Klang ihr seit Langem vertraut und sehr nah.
„Jetzt wirst du die Trommel über meinem Kopf nehmen und mich begleiten. Dies wird deine erste Einweihung sein. Die zweite wird geschehen, wenn du dem Weisen Kam begegnen wirst. Er wird das Wissen zu allen Menschen auf der Erde bringen. Du wirst bei ihm lernen und dieses Wissen in die ganze Welt tragen, um eine große Schamanin zu werden.“
Die sterbende Frau schloss die Augen, und in Aaylas Kopf ertönte die Anweisung:
„Beginne.“
„Aber ich kann das doch gar nicht!“, wollte Aayla schreien, doch anstatt zu protestieren, nahm sie gehorsam die Trommel in die Hände und berührte sie leicht mit dem Schlägel. Die Trommel antwortete mit einem langgezogenen Stöhnen.
Nach und nach wurden die rhythmischen Klänge lebendiger und kräftiger, bis Aayla sich plötzlich zusammen mit einer erstaunlich jungen und schönen Frau in einem rasanten Flug auf der Trommel wiederfand. Der Wind wehte durch ihr Haar, während Flüsse, Berge, Seen, Meere und Wälder an ihnen vorbeizogen.
Aayla bemerkte, dass sie von vielen durchscheinenden Wesen umgeben waren, wie nichts, was sie je zuvor gesehen hatte. Die Schamanin erklärte:
„Das sind die helfenden Geister.“ Auf ihrem Weg erklärte sie Aayla die Bedeutung jedes Geistes und übertrug sie ihr. Aayla fühlte sich mehr und mehr mit einer Kraft erfüllt, die sie damals noch nicht ganz verstand.
Plötzlich erinnerte sie sich, dass sie diese Kraft schon einmal gespürt hatte – bei der Begegnung mit dem Schneeleoparden, der ihr einen Teil seiner Macht übertrug, und später, als sie die Energie des Feuerelements empfing.
Schließlich blickte die Schamanin Aayla dankbar an und sagte: „Weiter kannst du mich nicht begleiten. Ich muss diesen Weg alleine gehen.“
Aayla sah die Schamanin mit weit aufgerissenen Augen an, unfähig, den Blick von ihr abzuwenden, während sie weiterhin heftig auf die Trommel schlug. Plötzlich schlug sie so fest, dass die Trommel riss und einen letzten, klagenden Schrei ausstieß, als ob sie sich von ihrer Besitzerin verabschiedete.
Aayla erwachte auf einer wunderschönen Lichtung unter einem sternenklaren Himmel. Um sie herum herrschte eine ungewohnte Stille. Nur ein kleines Vögelchen zwitscherte hin und wieder leise, als wollte es ihr Mut machen: „Fürchte dich nicht, du bist nicht allein, die Welt ist voller Leben.“
Von diesem Moment an begann sich Aaylas Leben zu verändern. Sie wusste, dass sie zum ersten Mal die Welt der Geister betreten und ihre erste schamanische Einweihung erhalten hatte.
Die zweite Einweihung, wie vorhergesagt, fand statt, nachdem sie dem großen nordischen Schamanen – dem Weisen Kam – begegnet war, der nicht nur ihr Leben, sondern auch das Leben von Tausenden Menschen tiefgreifend veränderte. Er wurde Aaylas Meister, und gemeinsam mit ihm setzte die Schamanin ihren Weg fort, um ihre Bestimmung zu erfüllen.
Seitdem sind viele Jahre vergangen. In dieser Zeit hat Aayla zahlreiche heilige und spirituelle Lehren der Welt erlernt. Sie hat sich nicht nur mit der schamanischen Tradition des Nordens vertraut gemacht, sondern auch mit den Traditionen verschiedener Länder, darunter Brasilien, Australien, Afrika, Mexiko, Kanada, Sacha, Burjatien, Altai, Chakassien und die Mongolei. Aayla wurde in der indo-tibetischen Methode zur Behandlung schwerer Krankheiten ausgebildet und ist eine von nur zwölf Menschen weltweit, die diese Methode beherrschen.
Aayla gehört zu den sieben weltweiten Schamanen, die den Weg in alle vier Welten kennen, und hat über 30 Jahre Erfahrung als schamanische Meister in in verschiedenen Ländern. Sie hat 37 Länder bereist und reist weiterhin um die Welt, um auf großen Bühnen, im Radio und Fernsehen aufzutreten sowie Seminare und Workshops zu leiten. Ihre Weisheiten vermittelt sie auch durch Bücher und animierte schamanische Filme. Die Schamanin ist zudem eine aktive Heilerin, zu der Menschen von allen Kontinenten strömen. Sie hat bereits Tausenden von Menschen geholfen, indem sie unheilbare Krankheiten heilte, Freude ins Leben zurückbrachte und ihnen half, Harmonie und Glück zu finden.
Aayla engagiert sich auch stark in missionarischen Aktivitäten und unterstützt Umweltprojekte weltweit, die darauf abzielen, die Natur und die Schönheit der Welt zu bewahren, sowie Delfine und Wildtiere zu schützen. Zu den realisierten Projekten gehört die Reinigung des alten kulturellen Objekts „Sieben Brüder“ und eines einst heiligen Ortes der Kraft, sowie die Aktion „Rette den Planeten“ zur Begrünung des Baikalsees. Aayla führt ökologische Maßnahmen zur Reinigung und Wiederherstellung des natürlichen Potenzials von Flüssen und Bergen durch. Sie hilft auch aktiv Kindern, älteren Menschen und Bedürftigen.
Für ihre Schüler organisiert Aayla Pilgerreisen zu heiligen Orten auf der ganzen Welt, mit der Mission, die Kraft dieser Orte zu wecken und den Willen der Höheren Geister zu erfüllen. Sie leitet internationale schamanische Expeditionen zu Orten der Kraft, begleitet von Ritualen zur Harmonisierung des Gleichgewichts der Erde, unter anderem auf dem Ukok-Plateau im Altai, dem Belucha-Berg im Altai, dem Baikalsee, dem griechischen Olymp, in Ägypten und in Kirgisistan.
Gegenwärtig ist Schamanin Aayla Schülerin einer großen spirituellen Schule, in der sie weiterhin heiliges Wissen erlernt und es auf allen Kontinenten verbreitet. Sie widmet sich dem Unterricht und sieht ihre Mission darin, so vielen Menschen wie möglich dieses Wissen zu vermitteln.
Das Treffen mit der Journalistin war für Aayla nichts Besonderes. Sie war es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen und täglich mit vielen Menschen zu kommunizieren. Sie fühlte, dass es ihr wahrer Weg war, der Welt von ihrer Arbeit zu erzählen, Menschen zu helfen und das alte Wissen in die Welt zu tragen.
Nun saß sie gegenüber einer jungen, schönen Frau in einem Business-Blazer mit dunkler Haut und einer Kaskade von schwarzen Haaren, die auf ihre Schultern fielen.
„Aayla, ich hatte mir dich ganz anders vorgestellt“, begann die Journalistin mit einem offenen Lächeln.
„Warum?“ fragte Aayla lächelnd.
„Du… siehst sehr modern aus“, gestand die Journalistin etwas verlegen. „Deine Kleidung, deine Frisur… Man könnte denken, dass du einfach den ethnischen Stil magst…“
Aayla lachte herzlich und ansteckend: „Nun, ich fliege doch nicht auf einer Trommel herum… Das überlassen wir der Geisterwelt.“ An dem Tisch auf der Sommerterrasse, wo sie saßen, entstand eine besondere Atmosphäre. Die Interviewerin spürte, dass etwas Außergewöhnliches geschehen würde. Es war, als hätte etwas tief in ihrer Seele schon lange darauf gewartet. „Aayla, ich weiß, dass Menschen aus allen Ecken der Welt zu dir kommen“, sagte die Journalistin. „Sie wenden sich mit den unterschiedlichsten Problemen an dich – Heilung von Krankheiten, Verbesserung von Beziehungen, Lösung von finanziellen Schwierigkeiten… und vielem mehr.“ Die Schamanin sah die Frau mit ihren weisen Augen an, die von einem unbeschreiblichen Mitgefühl funkelten. Schon ein einziger Blick in diese Augen weckte Hoffnung auf eine bessere Zukunft und ließ den Glauben an Güte und ein helles Morgen neu erwachen.
„In der modernen Welt wendest du dich an einen Schamanen oft erst, wenn deine Lage hoffnungslos erscheint, “ sagte Aayla mit ihrer tief vibrierenden Stimme. „Früher war es genau anders: Da die Menschen um die Fähigkeiten der Schamanen wussten, mit der Geisterwelt zu kommunizieren, baten sie sie zuerst um Rat und erhielten schnell Hilfe und Antworten auf wichtige Fragen. So konnten Leid, Krisen und Konflikte oft rasch gemildert oder gelöst werden.”
Die Journalistin hörte ihrer Gesprächspartnerin mit lebhaftem Interesse zu.
„Glaubst du wirklich, dass mit Hilfe der Geister jedes Problem gelöst werden kann?“ “ fragte sie ein wenig skeptisch.
„Ja, genau, “ antwortete Aayla so einfach, als wäre es selbstverständlich. Als sie den verwirrten Blick sah, fügte sie hinzu: „Ich zeige das jeden Tag in der Praktik. Die modernen Menschen haben in vielerlei Hinsicht den Kontakt zur Natur, zu ihren Wurzeln und zum uralten Wissen ihrer Vorfahren verloren. Ich teile mit den Menschen alte schamanische Weisheiten und Praktiken, die ihnen helfen können, wieder Harmonie, Freude, Liebe, Kraft und die Erfüllung ihrer Bestimmung zu finden.”
Die Frau dache einen Moment darüber nach.
„Also bringst du den Menschen bei… wieder zu fühlen? Diese Verbindung zur Natur neu zu entdecken?
Aayla lächelte erneut strahlend.
„Genau. Ein wesentlicher Teil davon ist die Arbeit mit der Kraft der Ahnen. Besonders wichtig ist die Arbeit mit Frauen und ihrer Energie, denn Frauen sind die Hüterinnen der Kraft der Ahnen und geben sie an zukünftige Generationen weiter.
Die Journalistin nickte und bedankte sich mit einem Blick für die Antwort.
„Und ich weiß auch, dass du weltweit Workshops und Praktiken abhältst und die erzielten Einnahmen für wohltätige Zwecke spendest“, sagte sie, wobei sie ihr umfangreiches Wissen demonstrierte. “Ich weiß, dass du weltweit Umweltaktionen durchführst, die dem Schutz der Natur und der Schönheit der Umwelt sowie der Rettung und Erhaltung von Delfinen und Wildtieren dienen.“
„Genau, „antwortete Aayla, als sie ihr vertrauensvoll in die Augen sah. „Die Natur ist unser Tempel, und alles um uns herum ist lebendig. Deshalb müssen wir die Wälder, Seen und Berge schützen. Wenn wir uns um die Natur kümmern, werden die Geister uns helfen.”
Die Journalistin lehnte sich nach vorn, unfähig, dem plötzlichen Drang zu widerstehen. Die Worte der Schamanin hatten etwas Wichtiges und Wertvolles in ihr geöffnet. Es war, als hätte sie das einst gewusst, dann aber vergessen. Und nun – wie ein lange verschollenes Gefühl – war es aus den Tiefen ihrer Seele wieder aufgetaucht.
“Weißt du, Aayla, plötzlich habe ich so ein starkes Verlangen, mehr über all das zu erfahren“, sagte sie mit aufrichtigem Enthusiasmus. “Über die Welt der Geister, über ihre Verbindung zur Menschenwelt… Das ist so faszinierend. Früher dachte ich, Schamanen leben irgendwo ganz fernab der Menschen, in den Bergen oder in undurchdringlichen Dschungeln, und es sei unmöglich, ihnen so nah zu kommen… Aber du – du bist ganz anders. Mit dir fühlt es sich so einfach an.“
Die Schamanin streckte der jungen Frau ihre Hand entgegen und blickte sie auf geheimnisvolle Weise an:
„Ich suche besondere Menschen, die die Fähigkeit haben, die Welt der Geister zu spüren und die Große Mission auf der Erde zu erfüllen“, sagte sie, und in den grauen, tiefen Augen spiegelten sich die Flammen eines hellen Feuers wider. „Komm mit mir. Wenn der Wunsch entsteht, mehr über die Welt der Geister zu erfahren, muss man nicht auf einen besonderen Moment warten. Es ist besser, den Impulsen der Seele zu folgen.“
Mit einem leichten Zittern berührte die Journalistin die geöffnete Hand, und ein elektrischer Schlag durchfuhr ihren Körper…
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